Bautzener Urkunden durch Fördermittel von Bund und Land nachhaltig gesichert

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Zwei Frauen und ein Mann präsentieren eine restaurierte historische Urkunde

Groß war die Freude im Archivverbund Bautzen, als kürzlich erneut ein Fördermittelbescheid der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) einging, um Maßnahmen zur Bestandserhaltung von Urkunden zur Oberlausitzer Landesgeschichte einzuleiten. Die benötigte Kofinanzierung wird über Mittel des Freistaates Sachsen sowie über Eigenmittel der Stadt Bautzen gewährleistet. Ziel der gemeinsamen Bestrebungen ist es, für die im Stadtarchiv aus der Zeit zwischen 1256 bis 1902 vorhandenen 724 Pergamenturkunden und 3820 Papierurkunden eine archivgerechte Verpackung und Lagerung zu ermöglichen.

Die reiche Überlieferung resultiert aus der deutschlandweit einzigartigen Verfassungssituation des historischen Markgraftums Oberlausitz mit seiner Hauptstadt Bautzen. Die Oberlausitz war über viele Jahrhunderte ein selbständiges Territorium mit einer eigenen Verfassung und eigenen Machtorganen. Lange war der König von Böhmen Landesherr, 1635 ging die Oberlausitz an Sachsen über. Der Vertreter des Landesherrn, der Landvogt, saß in der Bautzener Ortenburg. Dadurch fungierte der hiesige Rat häufig als Mittler: Ein- wie ausgehende Schriftstücke wurden oftmals durch ihn in Empfang genommen oder versandt. Diese besondere historische Situation spiegelt sich bis heute im Bestand des Stadtarchivs wider, hier finden sich neben zwei Papsturkunden auch 100 Kaiserurkunden, 374 Königsurkunden sowie 83 Urkunden der Kurfürsten.

Umso bedauerlicher ist es, dass es durch frühere unsachgemäße Lagerung zu Schäden an den Urkunden gekommen ist. Besonders dringend waren Maßnahmen zur Bestandserhaltung für die Urkunden aus Pergament einzuschätzen. Diese hatten durch die vorhergehende, gefaltete Einlagerung in geschlossenen Urkundentaschen sowie durch mehrmalige Umzüge des Archivs stark gelitten. An den Faltstellen waren Risse im Material eingetreten, die bereits zu Schriftverlust geführt hatten. Die anhängenden Siegel waren teilweise zerbrochen oder durch Hitzeeinwirkungen (zum Beispiel bei Stadtbränden) geschmolzen und in das Trägermaterial eingedrungen. Die Stadt Bautzen hatte in den Jahren 2018 und 2019 bereits eigene Mittel zur Verfügung gestellt, um die Umverpackung der 200 ältesten Urkunden aus dem Bestand zu realisieren und Mengenverfahren zu testen. Die Weiterführung der Maßnahme hätte wegen der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Mittel viele weitere Jahre in Anspruch genommen. 

Mit dem seit 2017 bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) aufgelegten Sonderprogramm zur Förderung von Mengenverfahren wurde ein Förderinstrument eingerichtet, welches nun passgenau Mittel zur Schutzverpackung der Bautzener Urkunden bereithielt. Da es für sächsische Archive seitens des Freistaates Sachsen keine direkten Fördermöglichkeiten gibt, erfolgte die Beantragung gemeinsam mit der beim Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst bzw. der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek angesiedelten Landesstelle für Bestandserhaltung. Denn diese Landesmittel sind Voraussetzung dafür, dass sich Träger von Archiven überhaupt um Mittel aus dem BKM-Sonderprogramm bewerben können.

Mit den Fördermitteln von Bund (insgesamt 25.000 €) und Land (15.000 €) sowie einem Anteil an Eigenmitteln (10.300,00 €) können nun alle Urkunden einer archivgerechten Verpackung zugeführt werden. Für die Pergamenturkunden ist dieser Prozess bereits abgeschlossen, die Papierurkunden werden gerade bearbeitet. Die Pergamenturkunden wurden gereinigt und in archivgerechte, normierte Kartons eingelegt, vorhandene Siegel oder Siegelreste wurden fixiert. Parallel dazu fand eine Schadenserhebung statt, um zu ermitteln, wie hoch der Restaurierungsbedarf an den Urkunden ist und in welcher Priorität diese zukünftig erfolgen muss.

Neben den Mitteln aus dem BKM-Sonderprogramm hat der Archivverbund in den Jahren  2020 und 2021 von der KEK auch wieder Mittel aus dem Förderprogramm für Modellprojekte erhalten. Mit den hier im Jahr 2020 bewilligten 20.000 € konnten 16 besonders schwer geschädigte Protokollbände aus dem Bestand „Ratsprotokolle bis 1832“ restauriert werden; 2021 wird die Restaurierung der ältesten Einwohnerlisten der Stadt Bautzen, der sogenannten Geschosssteuerlisten, seitens der KEK mit 20.000 € gefördert.

Dank der von Bund und Land bereitgestellten Mittel werden nun in den nächsten zwei Jahren wichtige Schritte für die Bestandserhaltung unseres Archivgutes umgesetzt. Im Ergebnis wird gewährleistet, das noch viele Generationen nach uns auf diese wichtigen Zeugnisse der Oberlausitzer und Bautzener Geschichte im Original zurückgreifen werden können und sächsisches Kulturgut nachhaltig gesichert wird.

Zwei Frauen und ein Mann präsentieren eine restaurierte historische Urkunde

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