Das seit dem 15. Jahrhundert bestehende Stadtarchiv Bautzen verwahrt unter den Ratsakten 227 Bände aus der Zeit bis 1635, als Bautzen und die Oberlausitz noch zur böhmischen Krone gehörten. Erst durch den in diesem Jahr geschlossenen Prager Frieden gelangte die Oberlausitz an Kursachsen. Von diesen vor 1635 angelegten Akten sind 54 besonders stark beschädigt und stehen der Benutzung deswegen nicht zur Verfügung. Das ist umso bedauerlicher, weil auf den Deckblättern mit Titelangaben wie „Ratsmänner“, „Taucherkirche“ oder „Reparaturen nach dem Stadtbrand“ Stichworte stehen, die für die Stadtgeschichte von großer Relevanz sind.
Da aktuell jede Nutzung den Akten schaden und zu weiterem Verlust führen würde, war auch eine tiefergehende Erschließung bislang nicht möglich. Vor 1635 entstanden sind auch sechs weitere Akten mit schweren Schädigungen, die ebenfalls aus der städtischen Verwaltung Bautzens stammen und z. T. im frühen 20. Jahrhundert neuformiert worden sind.
Für die Trockenreinigung, Konservierung und Restaurierung dieser insgesamt 60 Archivalien aus dem Stadtarchiv Bautzen wurden in diesem Jahr erneut Fördergelder aus der Modellprojektförderung des Bundes beantragt, die aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und der Ländergemeinschaft über die Kulturstiftung der Länder stammen und von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) verwaltet werden. Es ist zu erwarten, dass der Forschung nach der Restaurierung Quellen zur böhmischen Geschichte Bautzens und der Oberlausitz zur Verfügung stehen, die bislang zu weiten Teilen noch unbekannt sind. Damit hat die Stadt Bautzen seit 2015 für fünf besonders innovative und modellhafte Projekte 121.000 Euro erhalten. Zudem wurden über das Sonderprogramm der KEK für Massenverfahren weitere fünf Projekte umgesetzt, die vom Bund mit insgesamt 74.000 Euro sowie vom Freistaat Sachen mit 65.000 Euro bezuschusst worden sind. Einige davon wurden in einem kürzlich veröffentlichten Video der KEK vorgestellt.