Im öffentlichen Leben der Stadt Bautzen soll mehr sorbische Sprache erlebbar sein. Das gehört seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren zum erklärten Zielen des Bautzener Oberbürgermeisters Karsten Vogt. Eine fachliche Beratung gibt ihm dabei der Arbeitskreis für sorbische Angelegenheiten. Dieses Gremium besteht aus Stadträten und kundigen Bürgern und hat zum Ende des Jahres 2023 ein entsprechendes Konzept auf den Weg gebracht. So sollen Geschäfte, Lokale und öffentliche Einrichtung angeregt werden, ihre Beschriftungen und Schaufenster nicht nur in deutscher sondern auch in sorbischer Sprache zu beschriften. Einen Teil der Motivation dafür schöpft die Verwaltung aus dem Programm zur „Förderung zur Umsetzung der Zweisprachigkeit und der aktiven Pflege der sorbischen Sprache im kommunalen Alltag“ des Sächsischen Staatsministeriums des Innern. In diesem Förderprogramm stecken 5.000 Euro, die im Laufe eines Jahres ausgereicht werden können.
Bereits im April des vergangenen Jahres präsentierten sich die ersten vier Geschäfte der Öffentlichkeit. Schon damals sprach Oberbürgermeister Karsten Vogt von einem guten Schnitt. Nun kommen weitere sechs dazu: „Besonders lobenswert dabei ist der Einsatz unserer Innenstadt-Managerin Annett Scholz-Michalowski, die unermüdlich für die Zweisprachigkeit als eines unserer Bautzener Alleinstellungsmerkmale wirbt“. Der mit dieser Form der Aufmerksamkeit verbundene Mehrwert für die Sprache als wesentlichem Bestandteil sorbischer Kultur ist nach den Worten des Stadtoberhauptes „unbezahlbar“.
So sieht das auch Dr. Jens Baumann, Beauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler des Sächsischen Staatsministeriums des Innern und „Herr“ über das Förderprogramm des Freistaates. „Es ist großartig, was Bautzen hier auf die Beine gestellt hat. Bei der zweisprachigen Beschriftung öffentlicher Plätze und Gebäude ist die Stadt ohnehin schon ein Vorreiter in der Region. Das aktuelle Engagement zeigt nun, dass die Straßenschilder nicht nur Fassade sind“. Die sorbische Sprache muss nach seinen Worten als selbstverständlicher Bestandteil des öffentlichen Lebens in der Lausitz wahrgenommen werden und da sieht er Bautzen auf einem guten Weg.
Die sechs Geschäfte haben nun am 10. Februar durch den Oberbürgermeister eine Plakette überreicht bekommen, aus der die Auszeichnung durch die Stadt und den Arbeitskreis ersichtlich wird. André Wucht, im Rathaus Ansprechpartner für sorbische Angelegenheiten und einer der Hauptinitiatoren, erklärt, wie das Schild entstanden ist: „Wir kennen alle die Aktion „Sorbisch, na klar“. Sie wird federführend im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWKT) organisiert und der blau-rot-weiße Mund ist im Stadtbild von Bautzen unübersehbar. Dank der Unterstützung aus dem Referat für Strukturwandel und lndustriekultur sowie der Fürsprache der Beauftragten für sorbische Angelegenheiten im SMWKT entstand ein gemeinsames Logo für Bautzen“.
Kulturministerin Barbara Klepsch äußert sich dazu schriftlich: „Die sorbische Sprache gibt Identität und steht für gelebte kulturelle Vielfalt in der Lausitz. „Sorbisch? Na klar.“ stärkt diese Vielfalt, die ein fester Bestandteil der Lausitz ist und deutschlandweit einmalig“.
Bautzens Oberbürgermeister nutzte die Gelegenheit für einen Ausblick, wie die Stadt zukünftig mit sorbischen Themen umgehen möchte: „Der Stadtrat hat beschlossen, dem bisherigen Arbeitskreis den Status eines Beirates für sorbische Angelegenheiten zu geben. In zwei Tagen werden wir die Mitglieder bestimmen – 4 Stadträte mit ihren Stellvertretern und 5 sachkundige Einwohner“. Anfang März konstituiert sich der Beirat und wird zunächst die „Satzung der Stadt Bautzen zur Förderung der sorbischen Sprache und Kultur“ aus dem Jahr 1998 überarbeiten. Am Konzept zur Sichtbarmachung der sorbischen Sprach hingegen möchte Vogt nicht rütteln und überreicht in diesem Zusammenhang den Förderantrag der Stadt für 2025 an Dr. Jens Baumann.
Das Konzept zur „Sichtbarmachung der Sorbischen Sprache im öffentlichen Raum“ wurde in der Sitzung des Bautzener Stadtrates am 25. Oktober 2023 einstimmig beschlossen. Es sollen Anreize für Gastronomen, Händler und öffentliche Einrichtungen geschaffen werden, das Sorbische als Alleinstellungsmerkmal der Stadt Bautzen mehr zu würdigen. Sorbische Sprache soll wieder im täglichen Straßenbild, auf Speisekarten oder digitalen Angeboten erlebbar werden. Das Antragsprozedere ist relativ unkompliziert. Ein formloser schriftlicher Antrag unter sorbisch@bautzen.de mit einer Kurzbeschreibung von Art und Ziel der Maßnahme reicht zunächst aus. Dann werden Mitglieder des Arbeitskreises die Maßnahme bewerten und gegen Vorlage originaler Belege eine entsprechende Förderung in die Wege leiten. Teilnehmer sollen möglichst die kompletten Kosten erstattet bekommen, werden öffentlichkeitswirksam mit einer Plakette ausgezeichnet und mit der städtischen Website www.bautzen.de/sorben verlinkt.
Weitere Interessenten sind herzlich willkommen!
Der Oberbürgermeister der Stadt Bautzen bedankt sich bei:
- dem Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler des Sächsischen Staatsministeriums des Innern, Herrn Dr. Jens Baumann
- Frau Franziska Brech, Leiterin des Geschäftsbereiches Kultur und Tourismus im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus
- Frau Christina Flume aus dem Referat Strukturwandel und lndustriekultur, Europa und Internationales, Ko-Finanzierung von ausgewählten Bauvorhaben im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus
- Frau Dr. Madlena Mahling, Beauftragte für Angelegenheiten der Sorben im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus
- den Mitgliedern des Sorbischen Arbeitskreises
- der Innenstadtmanagerin Frau Annett Scholz-Michalowski
- Herrn Leon Schafflik von der Agentur Förster-Werbung sowie
- dem Servicebüro für die sorbische Sprache in kommunalen Angelegenheiten in Hoyerswerda
- der Kreisvolkshochschule Bautzen sowie den Geschäftsinhabern von Schuhhaus Mutscher, Karl-Marx-Straße (Schaufensterbeschriftung), „Trendeinrichtungen“ Silvia Piffczyk, Kurt-Pchalek-Straße (Beschilderung), dem Pop-up-store des Innenstadtmanagements, Karl-Marx-Straße 20 (Beschilderung), dem City-Appartement, Schulstraße 17 (Schaufensterbeschriftung) und der Lauengalerie, Innere Lauenstraße 6 (Schaufenster)
für die Mitwirkung und Unterstützung dieses Projektes.
