Wie könnte es anders sein? Im Bauhaus-Jahr steht auch der Tag des offenen Denkmals bundesweit unter dem Motto „Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur“. In der Stadt Bautzen werden sich Kulturinteressierte am Sonntag, dem 8. September, auf die Suche nach Spuren der Moderne des 20. Jahrhunderts begeben können. Denkmaltag-Besucher dürfen sich auf einen klangvollen Auftakt, 23 Denkmale, eine aufschlussreiche Radtour, ambitionierte Zittauer und ein kulturelles Rahmenprogramm freuen.
Bereits die Eröffnungsveranstaltung zum Tag des offenen Denkmals, die traditionell am Freitag stattfindet, hält eine Überraschung bereit: Nach Vorträgen in den vergangenen Jahren geht es am 6. September 2019 musikalisch zu. Im Museum Bautzen erklingen Werke von Lyonel Feininger, der mit seinen Arbeiten am Bauhaus zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne gehört. Ab 19.00 Uhr stimmen Susanne Stock (Akkordeon) und Georg Wettin (Klarinette) auf das kulturelle Wochenende ein. Als „Duo Stock/Wettin“ haben sie die Orgelfugen Feiningers für die eigenen Instrumente adaptiert und präsentieren sie zusammen mit Musik von Busoni, Schönberg und Satie. Der Eintritt ist frei.
Die Organisatoren rund um Baubürgermeisterin Juliane Naumann haben vier Themenobjekte ausgewählt, die das bundesweite Motto am Tag des offenen Denkmals aufgreifen. Dabei handelt es sich um konkrete Beispiele aus der Zeit der Klassischen Moderne, aber auch aus der Zeit der Nachkriegs- Moderne. Das alte Kaufhaus in der Reichenstraße 18 gilt als authentisches Zeugnis für die Architektursprache der 1920er Jahre. Hier bietet der Architekt Tom Bartosch zwischen 14.00 und 17.00 Uhr Führungen an. Fachkundige Begleiter leiten interessierte Besucher ebenfalls durch das Haus der Sorben. Zu den Themenobjekten gehört auch der Filmpalast Bautzen, der 1900 als Centraltheater errichtet wurde. Hier lässt sich baulicher Fortschritt in natura beobachten – denn noch laufen die Umbaumaßnahmen an der Fassade und in den Sälen. Über den Stand der Arbeiten können sich die Besucherinnen und Besucher am Denkmalstag informieren. Auch die Staatliche Studienakademie Bautzen ist in diesem Jahr Themenobjekt. Nach Bedarf werden auch hier Führungen angeboten.
Zu den Programmhöhepunkten am Tag des offenen Denkmals gehört eine Fahrradtour. Der Lusatia-Verband e.V. lädt mit Unterstützung des ADFC Bautzen e.V. aktive Kulturgenießer ein, sich auf die Spuren der Moderne zu begeben. Auf einer ca. 30 km langen Rundfahrt werden die „Volkswohnungen“ an der Thrombergstraße, die Siedlungshäuser der Wichmann-Siedlung am Spittelwiesenweg und die Ziegensiedlung (Ziegendorf) besichtigt. Auch ein eigenwilliges Architekturensemble, das Kugelhaus in Cölln, wird angesteuert. Wieder in Bautzen geht es zur Herrenteichsiedlung, deren Gründung vom Reichsbund der Kriegsgefangenen und der Reichsvereinigung der Kinderreichen initiiert wurde. Eine Anmeldung für die Radtour ist bis zum 3. September erforderlich.
Natürlich werden am Tag des offenen Denkmals auch Objekte erlebbar gemacht, die seit Jahren zu den beliebten Anlaufstellen gehören – darunter die Justizvollzugsanstalt, der Britze-Garten oder die Röhrscheidtbastei. Auf reges Interesse dürfte auch der sich im Umbau befindliche Bahnhof stoßen. Empfohlen wird ein Rundgang durch das Museum Bautzen. Dort werden Blätter aus der Bildmappe „Fassadenentwürfe für Bautzen“ ausgestellt. Diese entstanden 1905 im Rahmen eines Wettbewerbs. Zu den Entwürfen, die das Prädikat „besonders sehenswert“ verdienen, gehören die eingereichten Beiträge des Architekten Bruno Taut, einem der bedeutendsten Vertreter des Neuen Bauens.
Wer sich von den gewonnenen Eindrücken erholen möchte, ist herzlich auf den Hauptmarkt eingeladen. Nach der Eröffnung durch Juliane Naumann bietet er als Treff- und Verweilpunkt bis 17.00 Uhr kulinarische und musikalische Genüsse. Den Höhepunkt des Nachmittags bildet ein einstündiges Konzert des Maik Krahl Quartetts. Der Jazz-Musiker und Meisterschüler von Till Brönner weiß als Ex-Bautzener genau, wie er das Hauptmarkt-Publikum in seinen Bann zieht. Baubürgermeisterin Juliane Naumann freut sich besonders darüber, dass Bautzen am Denkmalstag ein weiteres Zeichen setzt: „Auf dem Hauptmarkt werden unsere Gäste aus Zittau ihre Bewerbung als Kulturhauptstadt 2025 vorstellen. Diese Bewerbung betrachten wir als positives Zeichen für die ganze Region – denn sie umfasst die gesamte Dreiländerregion Oberlausitz. Auf dem Tag des offenen Denkmals demonstrieren wir, dass wir hinter dem Vorhaben stehen und es aktiv unterstützen.“
Juliane Naumann blickt dem 8. September erwartungsvoll entgegen. „Ich wünsche uns allen einen entdeckungsreichen Tag des offenen Denkmals 2019, neue Einsichten in die Epoche der Moderne“, so die Bürgermeisterin für Bauwesen. Sie weiß, dass die etablierte Veranstaltung ohne das Engagement zahlreicher Bautzener Akteure nicht umsetzbar wäre: „Und so danke ich all denen, die bei der Vorbereitung und Durchführung des Tages mitwirken.“ Das Programmheft zum Tag des offenen Denkmals liegt an zahlreichen Stellen in der Stadt Bautzen aus bzw. steht hier zum Download bereit.