Baumaßnahme Anbindung mit Gewerbegebiet und Spreequerung

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Warum braucht das Gebiet eine zweite Zufahrt?
Am Standort sind mehrere Firmen ansässig, die größte ist die Bombardier Transportation GmbH mit ca. 1.200 Mitarbeitern. Nach Aussage des Werksleiters Olaf Schmiedel ist Bautzen der einzige Unternehmensstandort in Deutschland und Österreich, der expandiert. Derzeit werden Investitionen in Höhe von etwa 30 Millionen Euro umgesetzt. Ziel ist eine Veränderung des Produktmixes. War man bislang auf Straßen- und Stadtbahnwagen spezialisiert, werden in Bautzen künftig Waggons für die Deutsche Bahn und Teile des ICE der 4. Generation vom Band fahren. Die Folge sind Veränderungen des gesamten Produktionsablaufes und der Logistik. Schon jetzt werden komplette Wagenkästen angeliefert, Bauteile kommen aus externen Lagern und von diversen regionalen Zulieferern. Die einzige Zufahrt für LKW und Schienenfahrzeuge ist die Fabrikstraße. Daraus entsteht eine nicht unerhebliche Belastung für Anwohner und die würde sich absehbar erhöhen. Verließen bislang etwa 250 Straßenbahnen das Werk, werden es bald jährlich 850 Wagenkästen und Zugverbünde sein. Über nur eine Werkszufahrt ist dieser Aufwand nicht mehr leistbar. Auch eine weitere direkte Anbindung an die Westtangente wäre, wenn überhaupt, nur sehr langfristig und unter erheblichem Aufwand möglich.

Selbst wenn sich Bombardier langfristig im Wettbewerb nicht behaupten könnte, wäre eine zweite Zufahrt zur Westtangente für das Gelände ein wesentlicher aufwertender Standortfaktor.

Wie stellt sich die aktuelle Situation dar?
Daniel Linde vom beauftragten Planungsbüro 2i2 stellte den etwa 30 Zuhörern den aktuellen Stand vor. Derzeit führt eine 3 Meter breite Kopfsteinstraße von der Neustädter Straße in Richtung Humboldthain. Die Traglast ist sehr gering. Nach aktuellen Zählungen nutzen die Zufahrt in Spitzenzeiten etwa 100 Pkw pro Stunde. Die gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei 45 km/h, Fußgänger und Radfahrer müssen sich die Fahrbahn mit den Autos teilen. Am Ende der Straße gibt es eine Brücke, die bei Hochwasser in den vergangenen Jahren teils erhebliche Schäden davongetragen hat.

Die Unternehmen im Gewerbegebiet prognostizierten ein Aufkommen an Kleintransportern und LKW bis 40 Tonnen. Inklusive der Mitarbeiterfahrzeuge geht man von etwa 1,99 Millionen Fahrbewegungen im Jahr aus. Weder die Brücke, noch die Zufahrtsstraße, die übrigens keinen Namen hat, sind für diese Herausforderung geeignet.

2i2 wurde im Sommer 2018 mit der Planung beauftragt. Seitdem wurden die Aspekte Verkehr, Umwelt und Hochwasserschutz intensiv geprüft. Dazu gehören ein landschaftspflegerischer Begleitplan, hydraulische Untersuchungen, ein Artenschutzbeitrag aber auch Verkehrs- und Schallschutzuntersuchungen. Derzeit läuft die Phase der Anhörung beteiligter Institutionen.

Welche Straßenbaumaßnahmen sind geplant?
Die Baumaßnahme teilt sich in mehrere Abschnitte. Zunächst wird an der Neustädter Straße ein Lagerplatz eingerichtet. Dann nimmt man die Neustädter Straße in Angriff. Der Kreuzungswinkel wird etwas flacher. Es entstehen stadtauswärts etwa 100 Meter Fußweg mit Einbindung einer Bushaltestelle. In Richtung Westtangente wird ein Radweg in die vorhandene Kreuzungssituation eingebunden. Entlang der neu zu gestaltenden Trasse entsteht an der Ostseite ein Fußweg, der auch den Zugang in Richtung Kleingartenanlage bzw. Stadion Humboldthain verbessern wird. Genau ab diesem Abzweig ändert sich die Linienführung der Zufahrt. Der Kurvenradius wird geringer und die neue Trasse etwa 5 Meter östlicher gebaut. Das hat den Vorteil, dass der Baumbestand auf der Westseite der bestehenden Straße erhalten bleiben kann und kaum Eingriffe in das Wurzelwerk nötig sind.

Am Parkplatz für Betriebsangehörige erreicht die neue Straße dann wieder die alte Trasse. Der Parkplatz erhält eine neue Ein- und Ausfahrt, Maßnahmen auf der Fläche selbst sind nicht geplant. Sie gehört Bombardier. Nach Angaben des Werksleiters sucht man derzeit nach Parkplatzalternativen, um die Situation zu entspannen. Sport- und Wanderfreunde können sich darüber freuen, dass zwischen Parkplatz und Brücke Kurzzeitparkplätze entstehen, die nicht von Werksmitarbeitern genutzt werden können.

Die neue Straße wird 6 Meter breit und lässt Begegnungsverkehr zu. Der Fußweg wird 1,30 Meter breit. Aufgrund der ermittelten Fahrgeschwindigkeiten besteht keine Notwendigkeit, separate bauliche Anlagen für Radfahrer zu installieren. Sie werden in den Fahrverkehr eingebunden. Das Niveau der neuen Trasse wird nicht verändert, um im Hochwasserfall keine Barriere zu schaffen. Leider müssen der Maßnahme etwa 25 Bäume weichen. Ein umfangreicher Pflanzplan sieht jedoch Ersatzpflanzungen an der neuen Trasse und in unmittelbarer Nähe vor. Auch Freunde des Waldkauzes können sich freuen: die höhlenreichen Bäume im Parkplatzbereich bleiben erhalten. Zusätzlich richtet man Bruthilfen an der Neuschen Promenade ein.

Wie sieht die neue Brücke aus?
Ist die Straßenbaumaßnahme abgeschlossen, beginnt der Bau einer neuen Brücke über die Spree. Sie erhält eine 3,50 Meter breite Fahrbahn und einen 2,50 Meter breiten Fußweg auf der einen und einen 1,20 Meter breiten Fußweg auf der anderen Seite. Die Traglast liegt bei 40 Tonnen. Im Gegensatz zur aktuellen Konstruktion erhält das neue Rahmenbauwerk aus Spannbetonteilen eine leichte Krümmung. Das erhöht die Durchlassfähigkeit. Die Spannweite wird 26,50 Meter betragen. An den Enden liegt die Brücke etwa 30 Zentimeter über dem aktuellen Niveau, die vorhandenen Gehr- und  Radwege werden entsprechend angeglichen. Während der Bauzeit wird eine Behelfsbrücke installiert.

Wie lautet der Zeitplan?
Seit dem Sommer des vergangenen Jahres laufen die komplexen Planungen auf Hochtouren. Ziel ist ein Baubeginn im September 2019. Das ist ambitioniert aber machbar. Mit der Baustelleneinrichtung beginnen die notwendigen Baumfällungen. Während des Ausbaus der Neustädter Straße erfolgt eine ampelgeregelte Umleitung über die Zufahrt zur Kleingartenanlage bzw. dem Stadion Humboldthain. Mit dem Baubeginn für die neue Trasse kommt der Verkehr zurück auf die bekannte Straße. Gelegentliche Einschränkungen werden über Bedarfsampeln geregelt. Bis zum Jahresende 2019 ist die Straßenbaumaßnahme soweit abgeschlossen, dass der Verkehr wieder ungehindert fließen kann. Arbeiten in den Randbereichen und Neupflanzungen folgen im Frühjahr 2020. Im April 2020 beginnen dann die Arbeiten an der neuen Spreequerung. Da diese in Fertigteilen geliefert und lediglich vor Ort montiert wird, geht man von 5 Monaten Bauzeit aus.

Die Gesamtkosten für Straße und Brücke liegen bei 2,2 Millionen Euro. Das Sächsische Ministerium für Wirtschaft und Arbeit unterstützt die Aufwertung des Standortes mit 1,7 Millionen Euro. Das Unternehmen Bombardier wird sich zwar nicht an den Baukosten selbst beteiligen können, möchte sich aber an den geplanten Ersatzpflanzungen beteiligen.

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