NS-Raubgutforschende an Bibliotheken trafen sich in Bautzen

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Bei einem Pressegespräch am 27. April 2018 berichten Mitglieder des Arbeitskreises des Arbeitskreises Provenienzforschung und Restitution – Bibliotheken über den Stand der NS-Raubgutforschung in Bibliotheken in Deutschland und Österreich. Zwanzig Jahre nach der Veröffentlichung der Washingtoner Prinzipien informieren sie zudem über ausstehende Aufgaben und Probleme. Seit 10 Jahren wird die Forschung von der Bundesregierung finanziell gefördert. In dieser Zeit konnten die Bibliotheken über 30.000 Bücher als Raubgut identifizieren, an die Lost Art-Datenbank melden und viele davon restituieren.

Bereits zum neunten Mal trafen sich die Forscherinnen und Forscher aus dem Bibliotheks-bereich zum fachlichen Austausch, diesmal vom 25. bis 27. April 2018 in der Stadtbibliothek Bautzen. Sie stammen aus Deutschland und Österreich, sie arbeiten hauptsächlich an großen Bibliotheken, wie den Staats-, Landes- oder Universitätsbibliotheken in Berlin, Hamburg, Bremen, Potsdam, München, Dresden, Leipzig, Köln, Karlsruhe, Stuttgart und in Wien. Insgesamt zählt der Arbeitskreis inzwischen fast 90 Mitglieder. Zahlenmäßig geringer vertreten sind dabei kommunalgetragene Einrichtungen, wie die Stadtbibliotheken in Hannover oder eben Bautzen.

Bautzen ist die erste Kommune, die ein systematisches Forschungsprojekt zu NS-Raubgut vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) gefördert bekam. Was anfänglich als Test gedacht war, entwickelte sich zu einem spektakulären NS-Raubgut-Fund: der Entdeckung der Büchersammlung Edith und Georg Tietz, den einstigen jüdischen Inhabern der HERTIE-Warenhauskette. Kürzlich konnten auch noch die Bücher von Helene und Carl Schlesinger, bis 1938 Inhaber des Bankhauses Abraham Schlesinger Berlin, identifiziert werden. Das Ehepaar wurde 1942 mit seinen Kindern in die Vernichtungslager deportiert und ermordet.

Gleichzeitig und pünktlich zum Projektende wird die Publikation „Die Wege der geraubten Bücher. Die Stadtbibliothek Bautzen und die HERTIE-Sammlung“präsentiert. Der Autor Robert Langer forschte vier Jahre in der Bautzener Bibliothek und legt ein anschaulich geschriebenes und reich illustriertes Buch vor.

Kontaktmöglichkeiten:

Michaela Scheibe (Kommissionsvorsitzende), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Abteilung Historische Drucke, Unter den Linden 8, 10117 Berlin, Telefon +49 30 266436551, Mail: michaela.scheibe@sbb.spk-berlin.de und

Dr. Robert Langer, Stadtbibliothek Bautzen, Schloßstraße 10, 02625 Bautzen, Telefon +49 3591534-831, Mail: robert.langer@bautzen.de.

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