Historischer Ratssaal mit modernster Konferenztechnik

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König Ottokar I. von Böhmen soll die Bautzener Bürgerschaft 1213 aufgefordert haben, „… sieben gelehrte Männer und Ratsmeister zu Regiementhaltern und Schöppen einzusetzen“ und ihnen ein „sonderlich stattliches, steinernes Haus auf dem Markte“ zu errichten. Es war die Geburtsstunde des Bautzener Rathauses. Kriege und Stadtbrände zerstörten das erste steinerne Haus und seine Nachfolgebauten teils bis auf die Grundmauern. Es wurde neu aufgebaut und immer wieder ergänzt und umgestaltet. In seiner heutigen Form steht es seit 1863 zwischen Haupt- und Fleischmarkt im Zentrum der Stadt.

Nach der Sanierung des Daches im Jahre 2014 wurde in den vergangenen Monaten der Ratssaal generalüberholt. Die Akustik in dem Gewölberaum auf der Südseite des Hauses war schlecht, historische Wandmalereien waren nur in Fragmenten erkennbar und in der hölzernen Wandverkleidung waren noch Relikte aus der Zeit des Nationalsozialismus unübersehbar. Zudem ließ die technische Ausstattung als Konferenzraum sehr zu wünschen übrig.

Bereits im Frühjahr 2017 machten sich Historiker daran, die ursprüngliche Deckenbemalung freizulegen. Unter der weißen Kalkschicht fand man fast 20 unterschiedliche Farbvarianten. Gemeinsam mit der Denkmalpflege einigte man sich auf eine Fassung, die vermutlich auf das Jahr 1895 zurückgeht. In der Folge wurde die Farbschicht freigelegt und aufwändig erneuert. Heute ist das Deckengewölbe grün und mit Verzierungen versehen. In der Mitte prangt das Schmuckwappen der Stadt Bautzen. Parallel wurde der kunstvolle Parkettboden abgeschliffen und generalüberholt. Während der Restaurierung wurde ein Großteil der hölzernen Wandverkleidung entfernt und denkmalpflegerisch aufgearbeitet. In der neuen Variante stehen die Holzwände etwa 25 Zentimeter tiefer im Raum und verbergen nun eine Garderobe, eine Miniküche und Stapelstühle, die im Bedarfsfall schnell für Besucher von Sitzungen oder Veranstaltungen im Raum platziert werden können. Dazu wurde der Konferenztisch, an dem 20 Menschen Platz finden, dezentral aufgestellt. Somit wurde auch die Wegebeziehung zwischen den beiden Saalzugängen wieder hergestellt. Der Konferenztisch selbst ist 1,56 mal 5,45 Meter groß und kommt hoch modern daher. Es wurden Mikrofone eingelassen und jeder Sitzplatz verfügt über einen Medienanschluss. Teilnehmer können dort ihre Rechner anschließen und auf das Mediensystem zugreifen. Außerdem wird die Protokollierung von Sitzungen erheblich vereinfacht und ist nun digital möglich.

Völlig neu ist eine Medienwand mit Whiteboard, Rahmenleinwand und Kurzdistanzbeamer. Auch Lautsprecher wurden installiert. Die Medienwand liegt in direkter Achse zum Konferenztisch und ist von jedem Platz aus nicht nur bequem einsehbar. Die Medieneinheit ist auch von jedem Arbeitsplatz ansteuerbar und vereinfacht somit Präsentationen. Dank schallabsorbierender Vorhänge, die in ihrer Größe auch die Optik des Raumes beeinflussen, hat sich die Akustik im Ratssaal erheblich verbessert. Insgesamt entstand hier für etwa 130.000 Euro ein hochmoderner Sitzungsraum in einem würdigen historischen Ambiente. Nach fast 6 Monaten Bauzeit ist der Ratssaal seit dem 13. März wieder für Sitzungen von Ausschüssen, Veranstaltungen oder Empfänge nutzbar.

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