Hohen Besuch erreichte den Archivverbund in dieser Woche. Am letzten Mittwoch besuchten der ungarische Botschafter in Deutschland, Péter Györkös sowie der frühere sächsische Landtagspräsident Dr. Matthias Rößler den Archivverbund Bautzen. Sie waren der Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Marko Schiemann gefolgt, der vor über 25 Jahren maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des Bautzener Verbundes aus Stadtarchiv und Staatsfilialarchiv hatte.
Anlass des Besuches war die Teilnahme am Politischen Aschermittwoch der CDU in Bautzen. Zuvor aber bot sich die Gelegenheit, dem Gast aus Ungarn und seinen hochrangigen Begleitern die reichhaltige Überlieferung an Quellen, die die historische Verbundenheit der Stadt Bautzen und der Oberlausitz zu Ungarn zeigen, vorzustellen.
Im Stadtarchiv werden vor allem mittelalterliche Quellen zur ungarischen Geschichte verwahrt, darunter knapp 70 Urkunden und Briefe von König Matthias Corvinus (1443–1490), dem Namensgeber des charakteristischen Turmes an der Ortenburg, und dessen Stellvertretern. Dieser beherrschte in Personalunion neben dem Königreich Ungarn unter anderem auch die böhmischen Nebenländer, zu denen bekanntlich die Oberlausitz gehörte, die während seiner Regierungszeit namentlich erstmals – in Abgrenzung zur Niederlausitz – als solche bezeichnet wurde.
Als Bautzener Stadtherren fungierten insgesamt nicht weniger als sechs ungarische Könige, die in den Jahren 1420 bis 1526 zahlreiche Spuren in den städtischen Archivbeständen hinterlassen haben. Alle legten besonderen Wert auf die wirtschaftliche Förderung ihrer Stadt. Beispielsweise privilegierten sie Bautzen mit der Erlaubnis zur Einrichtung eines Weinkellers samt Trinkstube und verschiedenen Zoll- und Marktrechten wie dem vorweihnachtlichen Fleischmarkt, der bekanntlich als Keimzelle des ältesten Weihnachtsmarkts überhaupt gilt.
Aus den Beständen des Staatsfilialarchivs wurden Archivalien präsentiert, die direkt oder indirekt einen Bezug zu Ungarn haben oder auch Einzeldokumente in ungarischer Sprache enthalten. Dazu gehörten neben drei mittelalterlichen Urkunden ungarischer Könige auch ein kurzes Protokoll des Gerichts in Kézdi Vásárkely (Ungarn) über die Aufnahme der Entlastung des Vormundes der Amalie Auguste Hermine Loika geb. Barby oder die Todesanzeige für Miklós von Osztroluczky aus den 1860/70er Jahren.