Sorbisches Wegkreuz feierlich geweiht

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7 Männer stehen in Gewändern vor einem sorbischen Wegkreuz

In den Abendstunden des 25. Juni erlebte der kleine Bautzener Ortsteil Salzenforst die ökumenische Weihe eines sorbischen Wegkreuzes. An der Kreuzung Handrij-Zejler-Straße/Schwalbenweg/Bergweg fristete es über viele Jahrzehnte ein eher tristes Dasein. Von Sträuchern umwachsen und von der Witterung stark gezeichnet war es in den letzten Jahren beinahe in Vergessenheit geraten.

Das jetzige Wegkreuz wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet und zeugt von der Identität des alten Bautzener Domstiftsdorfes Salzenforst/Słona Boršć. Vermutlich stand an dieser Stelle seit alters her ein katholisches Wegkreuz. Zur 660-Jahrfeier des Ortes im Jahr 2019 ist dieses Denkmal freigelegt und zumindest wieder sichtbar gemacht worden. Der Steinsockel war jedoch verwittert, das Kruzifix stark vom Rost angegriffen. Die Inschrift des Sockels „Pokoj budź z Wami!“ (Friede sei mit Euch) war nur noch fragmentiert lesbar.

Nun endlich lädt das Areal, das in unmittelbarer Nähe zum ökumenischen Pilgerweg durch die Oberlausitz an der alten Via Regia liegt, wieder zum Verweilen ein. Granitsockel, Kruzifix und Inschrift wurden komplett überarbeitet und prägen nun wieder würdig das Dorfzentrum. Demnächst folgt noch eine überdachte Holzbank als Pilgerrast. Ortsvorsteher Manfred Kieschnik zeigte sich sichtlich erfreut darüber: „Mit dem Pilgerkreuz bekommt der Ort ein Stück seiner Identität zurück. Ich freue mich außerordentlich, dass Bürgermeister Böhmer es ermöglicht hat, das Kruzifix und den gesamten Platz im Ortszentrum wieder herrichten zu lassen“.

Einerseits gehörten die Salzenforster als Untertanen des Domstifts St. Petri die Reformation überdauernd weiterhin der katholischen Gemeinde in der Stadt an (ehemals Sankt Nicolai, dann in die Liebfrauenkirche eingepfarrt). Andererseits waren sie als Teil des sorbischen dörflichen Umlands der Stadt auch Mitglied der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde St. Michael. Beide Konfessionen haben so im Laufe der Jahrhunderte das Zusammenleben im Dorf geprägt. Der sorbische Nationaldichter und evangelische Pfarrer Handrij Zejler und der katholische Barockbildhauer Jakub Delenka sind dabei zwei Salzenforster Persönlichkeiten, die für die Geschichte der Oberlausitz herausragende Bedeutung erlangten. Daher war es heute folgerichtig, das Wegkreuz ökumenisch vom katholischen Dompfarrer und Domkapitular Veit Scapan, dem evangelischen Pfarrer Andreas Höhne von Sankt Michael sowie dem sorbischen Superintendenten Christoph Rummel festlich weihen zu lassen.

Mit dieser Weihe im alten Domstiftsdorf Salzenforst, würdigt die Stadt zudem das 800-jährige Jubiläum des Domkapitels und die Wiedererrichtung des Bistums Meißen in Bautzen vor 100 Jahren. Den beiden Ereignissen war einen Tag zuvor im Dom St. Petri ein Festakt gewidmet. Bürgermeister Dr. Böhmer formulierte: „Auch, wenn vom unabänderlichen Lauf der Zeiten scheinbar vieles verschlungen wird – dieses sichtbare Zeichen, dieses Wegkreuz, das unsere Vorfahren setzten, bleibt. Wir sind für unsere Stadt sehr dankbar, erstmals auch den kulturellen Erhalt eines solchen religiösen Kleindenkmals finanziert zu haben“.

Entsprechend dem „Gesetz über die Gewährung pauschaler Zuweisungen zur Stärkung des ländlichen Raumes im Freistaat Sachsen in den Jahren 2018 – 2020“ (Pauschalengesetz) erhielt die Stadt Bautzen jährlich eine Zuweisung in Höhe von 70.000 Euro. Nutznießer waren beispielsweise der Eisenbahnfreunde OL e.V. und der Förderverein des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums. 35.000 Euro setzte die Stadt zur Bewältigung der Pandemiefolgen ein. Da die Mittel für Bautzen frei verfügbar waren, also vom Freistaat kein bestimmter Verwendungszweck vorgegeben war, bestand das Ansinnen des Stadtrates, auch die Ortsteile Salzenforst-Bolbritz, Stiebitz, Kleinwelka und Niederkaina mit jeweils 7.500 Euro zu bedenken. Finanzbürgermeister Dr. Robert Böhmer setzte sich darauf mit allen Ortschaftsräten zusammen und legte die entsprechenden Verwendungszwecke fest. So wird in Stiebitz ein weiteres Spielgerät für den Spielplatz angeschafft. Kleinwelka unterstützt den dortigen Sportverein bei der Sanierung des öffentlichen Vereinsgebäudes und in Niederkaina werden u.a. das historische Hügelgrab aufgewertet und im Park ein Picknicktisch aufgestellt. In Salzenforst konnten die Sanierung das Kruzifix und die Pflasterarbeiten finanziert werden. Die überdachte Pilgerraststätte ist ein Geschenk der Partnerstadt Heidelberg zum 30-jährigen Partnerschaftsjubiläum.

Der Ort Salzenforst wird im Jahr 1359 erstmals unter dem Namen „Salczenforst“ urkundlich erwähnt. Archäologische Funde weisen allerdings auf eine systematische Besiedelung vor etwa 4.000 Jahren hin. Die Bedeutung des Ortsnamens führen Forscher auf die Lage der Siedlung an der alten Salzstraße und der Via Regia zurück. Seit 1999 ist Salzenforst ein Ortsteil der Stadt Bautzen.

7 Männer stehen in Gewändern vor einem sorbischen Wegkreuz
v.l.n.r. Dr. Robert Böhmer (Finanzbürgermeister), Manfred Kieschnik (Ortsvorsteher) , Ministrant, Veit Scapan (kath. Dompfarrer und Domkapitular), Andreas Höhne von St. Michael (evang. Pfarrer), Christoph Rummel (sorb. Superintendent)

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