„Bautzen, wir müssen reden!“ – Diskussionsergebnisse liegen vor

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Am 13. Mai fand die zweite Veranstaltung „Bautzen, wir müssen reden!“ im Museum Bautzen statt. Das erklärte Ziel bestand darin, das Miteinander in der Stadt stärker in den Blick zu nehmen und dabei ein zentrales Thema des vorherigen Bürgerdialogs in der Maria-und-Martha-Kirche aufzunehmen. Insgesamt nahmen 90 Menschen die Chance wahr, in Kleingruppen über das Thema Identität zu diskutieren. Moderiert und analysiert wurde der Abend von Vertretern des Projektes Krisen-Dialog-Zukunft (K!D) der TU Dresden und der Landeszentrale für politische Bildung. Nun liegt die angekündigte Auswertung der Akteure vor. „Die Gesprächsatmosphäre wurde zumeist als sehr konstruktiv, dabei aber durchaus kontrovers beschrieben“, heißt es in dem Bericht einleitend. Die Ergebnisse der Diskussionen wurden knapp zusammengefasst:

„Bautzen als Stadt wurde in ihrer Architektur, Geschichte, Kultur und allgemeinen Lebensqualität als sehr positiv beschrieben. Immer wieder formulierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die Menschen und deren Beziehungen den Zusammenhalt ausmachen, dass Bautzen als ein Symbol für Offenheit (z.B.: Sorben) gelte, indem jeder zu Bautzen gehört, der dies möchte. Ebenso seien die Bautzener bodenständig und liebenswert, könnten aber auch stur, misstrauisch oder desinteressiert, beispielsweise gegenüber Veränderungen oder Fremden, sein. Neu Hinzugezogene oder Rückkehrer fanden es nicht immer leicht, Anschluss an überwiegend gefestigte oder geschlossene Kreise zu finden. Gerade sie zeigen jedoch, dass Menschen mehrere „Heimaten“ haben oder sich erarbeiten können.“

Weiterhin heißt es: „Als Probleme der Stadtgesellschaft wurden die Spaltung in verschiedene Lager, eine gewisse „Frontenbildung“ und das Denken in Schubladen beschrieben. Fehlende Kommunikation, das Reden übereinander statt miteinander sowie engstirnige Verhaltensweisen wurden oftmals kritisiert. Es werden „Teilöffentlichkeiten“ wahrgenommen, die von Unsicherheit und Dünnhäutigkeit getragen seien und die aufgrund zahlreicher Zuschreibungen und Vorurteile, ein vorgeprägtes, schwieriges Kommunikationsklima erzeugten. In den letzten Jahren habe sich eine Verteidigungs- und Abwehrhaltung verstetigt, die auf eine pauschalisierende mediale Berichterstattung zurückgeführt wurde. Die Rolle der Medien wurde demnach häufig kritisch betrachtet.“ Dies bezog sich beispielsweise auf die mediale Darstellung der Stadt, „welche als undifferenziert wahrgenommen wird.“

In ihrem Auswertungspapier fassen die Vertreter der TU Dresden und der Landeszentrale für politische Bildung auch die Wünsche an die Kommunalpolitik zusammen, die während der Diskussionen aufkamen: „Für ein zukunftsfähiges Bautzen sollten Begegnungen geschaffen, positives Engagement und Ehrenamt stärker gefördert und die Arbeit der Stadtverwaltung transparenter dargestellt werden. Gewünscht wurde, dass die Bautzener gemeinsam bei konkreten Aktionen anpacken – so könnten auch größere Teile der Bevölkerung zukünftig erreicht und eingebunden werden, beispielsweise Jugendliche, sozial Benachteiligte und Neuzugezogene.“

Das Resümee des Abends fällt positiv aus. In ihrer Analyse verweisen die Vertreter der TU Dresden und der Landeszentrale für politische Bildung unter anderem darauf, dass „die teilnehmenden Bürger gut aufeinander eingegangen seien, dass Argumente aufgegriffen wurden und eine hohe Bereitschaft sichtbar war, mitzureden. Auch wurde als positiv beschrieben, dass Treffen dieser Art der Selbstvergewisserung dienen: Die Anwesenden könnten sich in ihrer Arbeit als Aktive gegenseitig stärken, um nicht zuletzt als Vermittler/Multiplikatoren noch wirksamer zu sein. Als negativ wurde kritisiert, dass die Veranstaltung nur auf 100 Personen ausgerichtet war und viele mitdiskutierten, die sich sowieso regelmäßig austauschen, während breite Bevölkerungsschichten nicht an diesem Abend teilnahmen.“ Dem entgegnete der Oberbürgermeister Alexander Ahrens  im Rahmen der Veranstaltung, dass jeder Bautzener die Möglichkeit hatte, teilzunehmen und von 50 freien Karten lediglich 45 abgeholt wurden.

Alexander Ahrens wies außerdem darauf hin, dass die Stadt im Dialogprozess „Bautzen, wir müssen reden!“ mehrere Formate der Interaktion austestet und angeht. Als nächstes wird eine Podiumsdiskussion zum Thema Grundgesetz geplant. Ahrens: „Wir müssen Bruchlinien offen darlegen und darüber reden“.

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