Bautzen beantragt Zukunft

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Der Bautzener Stadtrat hat gestern eine richtungsweisende Entscheidung getroffen und einen 4 Millionen Euro schweren Förderantrag auf den Weg gebracht. Damit will sich Bautzen ein Stück vom Kuchen der Strukturförderung sichern und sich gleichzeitig breit für die Zukunft aufstellen. Das Bundesprogramm STARK „Stärkung der Transformationsdynamik und Aufbruch in den Revieren und an den Kohlekraftwerkstandorten“ fördert Projekte, die den Transformationsprozess zu einer ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltigen Wirtschaftsstruktur in den Kohleregionen unterstützen. Wird der Antrag positiv beschieden, werden 90 Prozent der beantragten Summe vom Bund getragen. Nun erwartet Oberbürgermeister Karsten Vogt noch in diesem Sommer einen entsprechenden Bescheid aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt bis zum Jahr 2028.

STARK macht Bautzen zukunftsfähig
Die große Kreisstadt Bautzen ist mit ihren etwa 38.000 Einwohnern ein wichtiges Wirtschafts- und Arbeitszentrum in der Oberlausitz. Hier stehen weit über 26.000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze zur Verfügung, die von rund 18.000 Einpendlern in Anspruch genommen werden. Das sind sachsenweit Spitzenwerte die offenbaren, dass Bautzen durch seine wirtschaftliche Stärke und die vielen Arbeitsplätze wesentlicher Teil der Lösung im Strukturwandel für die gesamte Region Ostsachsen ist. Mit den jüngsten Ansiedlungsplanungen des Bundes und des Freistaates, wie TSMC in Dresden und dem Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) in Görlitz, wird deutlich, wie wichtig die Stadt als Anker in der Entwicklung ist. Oberbürgermeister Karsten Vogt erklärt Bautzens Motivation: „Ballungszentren wie Dresden denken ihre Entwicklung nicht mehr nur im direkten Umfeld, sondern in Innovationskorridoren entlang verkehrlicher Anbindungen. So ist Bautzen zum Beispiel mit der Autobahn, als auch der Schienenanbindung in einem 35-minütigen Radius zu TSMC. Wir können also Teil einer Erfolgsgeschichte werden, wenn wir uns rechtzeitig entsprechend aufstellen. Der STARK- Antrag überführt uns in die Zukunft der Stadt und Region und folgt unserem Zukunftsbild Wirtschaft + Wissenschaft = Wachstum.“

Mehr interkommunale Zusammenarbeit wagen
Allein wird Bautzen die Aufgaben aber auch mit einer Förderzusage nicht stemmen können. Schon der zu erwartende Flächenbedarf für Gewerbe und Wohnen kann nur in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden gedeckt werden. Karsten Vogt dazu: „Das Stichwort lautet interkommunale Zusammenarbeit. Schon mehrfach habe ich mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden zusammengesessen und mögliche Kooperationen angeregt. Dies stieß bei allen Beteiligten auf offene Ohren“. Auch in Ministerien des Freistaates war und ist Vogt regelmäßiger Gast. Zentrale Fragen, wie Bautzen in sächsische Überlegungen zur Standortentwicklung einbezogen werden kann oder wie sich Sprach- oder Digitalkompetenzen langfristig aufbauen und verbessern lassen, liegen eben nicht ausschließlich in kommunaler, sondern in der Kompetenz des Landes. „Ich will und muss Verständnis erzeugen und Entscheidungen herbeiführen,“ so Karsten Vogt deutlich. „Nur auf dieser Basis führt STARK zum Erfolg.“

Entwicklung der Infrastruktur vorantreiben
Die Verbesserung der so genannten harten Standortfaktoren bildet das erste Handlungsfeld des Projektes. „Hier reden wir von Gewerbeflächen, Wohnstandorten und der notwendigen Infrastruktur“, erklärt Heiko Nowak, Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bauwesen. Durch eine umfangreiche Vernetzung mit Umlandkommunen sollen innovative Entwicklungsansätze vorangebracht werden. Hierfür werden zunächst Strategien entwickelt, die neben integrierten Ansätzen der Verkehrsentwicklung, interkommunaler Flächenentwicklung und Möglichkeiten der Institutionalisierung auch Masterpläne für bestimmte Gebiete enthalten. In einer zweiten Phase soll es dann zur Umsetzung dieser Strategien kommen und zum Anschub diverser Projekte zur Standortentwicklung. Schon das für den Prozess notwendige Personal könnte beispielsweise aus dem STARK-Programm finanziert werden.

Bürger und Akteure unbedingt einbinden
Den Bürgern, Unternehmen, Verbänden, Institutionen und Vereinen die Chance zur Mitgestaltung der eigenen Heimat zu geben und durch gezielte Marketingmaßnahmen das Image zu verbessern, darum geht es im zweiten Handlungsfeld. Heiko Nowak: „Wir müssen und werden uns intensiv Gedanken darübermachen, mit welchen Beteiligungs- und Kommunikationsformaten wir die Menschen erreichen und einbinden“. Dabei geht es nicht nur um die reine Ideenfindung, sondern um dauerhafte Strukturen für Beteiligungen und Marketing. „STARK sehe ich auch als Chance, in Bautzen wieder ein Miteinander zu schaffen, das in den letzten Jahren verlorengegangen zu sein scheint“, so Nowak.

Bildung als Grundstein für die Sicherung von Fachkräften
Für den Erfolg des Projektes ist es unerlässlich, Bürger und fachlich relevante Institutionen mit einzubeziehen. In Zeiten des demografischen Wandels sind Fachkräfte umso wertvoller. Diese zu bilden, weiterzuentwickeln und fest in der Region zu binden ist Ziel des dritten Handlungsfeldes. Hierfür sollen mehrsprachige Bildungsangebote geschaffen werden, um Bautzen auch für Fach- und Führungskräfte mit internationalen Erfahrungen als attraktiven Wohn- und Arbeitsstandort anbieten zu können. Karsten Vogt: „Wenn sich Forscher, aus welchen Teilen dieser Welt auch immer, über einen gewissen Zeitraum für Bautzen als Lebensmittelpunkt entscheiden, impliziert dies nicht nur die Bereitstellung von Wohnraum. Es braucht auch Arbeit für die Eheleute, die dann im Idealfall englisch mit Arbeitskollegen sprechen können. Es braucht aber auch mehrsprachige Angebote für ihre Kinder und sogar für Verkäufer im Supermarkt, die wenigstens einiger englischer Grundbegriffe mächtig sind.“

Strukturwandel und Zukunft erlebbar machen
Das i-Tüpfelchen bildet die Etablierung eines Zukunftsforums. Als zentraler Anlaufpunkt für Bildung, Begegnung und Innovation wird in der Stadt erlebbar gemacht, wie die drei benannten Handlungsfelder ineinandergreifen. Durch deren Wechselwirkung leisten Bautzen und die Umlandgemeinden einen Beitrag für einen erfolgreichen ökonomischen, ökologischen und sozial nachhaltigen Strukturwandel.

„Wir freuen uns, dass der Stadtrat unserer strategischen Ausrichtung folgt. Das ist ein starkes Signal für die Entwicklung der Stadt Bautzen in ihrer Rolle für die Region. Wir hoffen, dass der Fördermittelgeber und die beteiligten Akteure dies ähnlichsehen und unsere Herangehensweise im Sinne der regionalen Entwicklung unterstützen.“ begrüßt Oberbürgermeister Karsten Vogt die Entscheidung des Stadtrates. „Sollten unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt sein, sind wir alle – nicht nur die Verwaltung – gefragt. Ich freue mich schon jetzt auf die Aufgaben, die dann vor uns liegen.“

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