Erstmals in diesem Jahr hat der Stadtrat die „Ratsmedaille der Stadt Bautzen“ vergeben. Ihre Historie findet die Auszeichnung zwischen den Jahren zwischen 1782 und 1896. Damals wurden die besten Absolventen der Bautzener Gymnasien und Realschulen regelmäßig mit einer Ehrenmedaille ausgezeichnet. Der Numismatische Verein zu Bautzen e.V. regte an, diese Tradition wieder aufzunehmen. Die Stadtratsfraktion der CDU unterstützte das Anliegen mit einem entsprechenden Antrag. Die Ehrung soll die Verbindung der Schüler mit unserer Heimatstadt vertiefen und herausragende Schülerleistungen von städtischer Seite gebührend würdigen. Der Stadtrat beschloss, dazu eine Ehrenmedaille durch einen Medailleur herstellen zu lassen. Entsprechende Entwürfe präsentierte der Leistungskurs Kunst des Schiller-Gymnasiums dem Stadtrat. Diese Entwürfe sind als Grundlage für die Anfertigung einer Medaille verwendet worden.
Ab diesem Jahr wird die Medaille einmal jährlich an Absolventen von Schulen im Stadtgebiet vergeben, die neben herausragenden schulischen Leistungen ein überdurchschnittliches gesellschaftliches Engagement im Sinne der Stadt Bautzen aufweisen. Die Verwaltung erarbeitete eine entsprechende Richtlinie. Danach können die 17 Schulleiter bis zum Ende eines Schuljahres entsprechende Vorschläge an den Oberbürgermeister einreichen. Diese Vorschläge werden geprüft und in der ersten Sitzung des Hauptausschusses nach der Sommerpause nichtöffentlich diskutiert. Beschluss und Vergabe erfolgen eigentlich in öffentlicher Sitzung des Stadtrates. Für die Erstvergabe war es aber ein großer Wunsch von Christian Schramm, die Vergabezeremonie in „seine“ Ernennungsveranstaltung zu integrieren. Somit wurde die „Ratsmedaille der Stadt Bautzen“ am 18. September zum ersten Mal an Lilly Roitsch und an Pauline Seeliger vergeben.
Pauline Seeliger
Die Bautzenerin wurde von ihrem ehemaligen Schulleiter, dem Direktor des Schiller-Gymnasiums, vorgeschlagen. Sie machte 2019 ihr Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,0. Andreas Kämpe beschreibt sie als überdurchschnittlich engagiert im Sinne eines Miteinanders an der Schuleinrichtung. Sie hatte sich innerhalb der Schule zu einer Führungspersönlichkeit entwickelt, die sowohl auf ihre Mitschüler, als auch auf die Lehrerschaft positiv ausstrahlte. Zu einem Herzensprojekt hatte Pauline Seeliger die Wiederbelebung der Partnerschaft mit einer Schule in Mosambik entwickelt. Sie stellte nicht nur den Kontakt wieder her sondern entwickelte und festigte permanente Kommunikationsebenen für kommende Schülergenerationen. Als die Region Beira in dem Land im Südosten Afrikas von einem Wirbelsturm heimgesucht wurde, organisierte Pauline Seeliger eine Spendenaktion und konnte mit 3.424 Euro zur Linderung von Leid der Menschen in Mosambik beitragen.
Lilly Roitsch
Karsten Vogt, Leiter des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums, brachte den Vorschlag ein, Frau Lilly Roitsch mit der „Ratsmedaille der Stadt Bautzen“ auszuzeichnen. Sie erwarb die Hochschulreife mit einem Notendurchschnitt von 1,2. Ihr wird ein großes Engagement für gesellschaftliche Belange in der Stadt attestiert. Als Beispiel führt er ein Projekt auf, das Steinhaus und Deutsch-Sorbisches Volkstheater als Reaktion auf die Ereignisse auf dem Bautzener Kornmarkt im Spätsommer 2016 entwickelten. Lilly Roitsch brachte sich nicht nur inhaltlich ein, sie übernahm auch eine der Hauptrollen in „Romeo und Julia auf der Platte“. Im Anschluss an die Aufführungen wurden Gesprächsrunden mit dem Publikum angeboten, um über das Geschehene, über den Umgang mit Asyl und über Toleranzgrenzen zu diskutieren. Darin vertrat Lilly Roitsch stets einen festen Standpunkt. Durch dieses Engagement, das Klima in der Stadtgesellschaft zu verbessern und für mehr Verständnis zu werben, erfüllt sie die Kriterien zur Vergabe der „Ratsmedaille der Stadt Bautzen“.