Leerstand mit Potential: Bautzen beschließt ein Kleingartenkonzept

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Die Förderung des Kleingartenwesens ist eine wichtige städtebauliche, freiraumplanerische, sozial- und gesundheitspolitische Aufgabe. In seiner Sitzung am 27. Februar 2019 beschloss der Stadtrat das Kleingartenkonzept für die Stadt Bautzen. In mehreren Monaten intensiver Arbeit haben die Stadtverwaltung und der Territorialverband der Kleingärtner e.V. Bautzen (TTV) statistisches Material zusammengestellt und Prognosen erhoben – zum ersten Mal seit 1996.

In der Stadt Bautzen gibt es aktuell 48 Kleingärten mit 3.008 Parzellen. Die Kapazitäten der Anlagen sind sehr gut ausgeschöpft. Mit einer Leerstandsquote von gerade mal 3,3 Prozent steht  Bautzen im Vergleich zu anderen Städten sehr gut da und es besteht Einigkeit, dass dieses Niveau auch zukünftig gehalten werden soll. Allerdings ist dies nur möglich, wenn auch genügend Interesse an Kleingärten vorhanden ist. An dieser Stelle kommt die Bevölkerungsprognose ins Spiel. Die geht im schlechtesten Szenario davon aus, dass die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2032, wie in den vergangenen Jahren, weiterhin schrumpft und damit auf 35.000 Einwohner sinken könnte. Das optimistische Szenario geht von der Beibehaltung der derzeitigen Bevölkerungszahl aus. Das erklärte Ziel der Stadt ist es, dieses Niveau zu halten.

Einer der Hauptgründe für derzeitigen Wegzug aus der Stadt ist der Mangel an Bauland, welches im Umland zu teils wesentlich günstigeren Konditionen zu haben ist. Um diesen Wegzug stoppen zu können, müssen verschiedene Lösungsansätze gefunden werden. Auf der Suche nach Potentialen wurden die Kleingärten als mögliche Option herangezogen. Um es vorweg zu nehmen: Es geht nicht vorrangig um die Reduzierung der Anlagen, sondern um die Frage, wie sich möglicher Leerstand besser organisieren und für andere Zwecke – wie zum Beispiel Wohnen – nutzen lässt.

Ein mögliches Szenario:

Eine Kleingartenanlage mit vereinzelten leeren Gärten verliert an Attraktivität. Territorialverband und Stadt wollen daher zukünftig prüfen, ob sich der Leerstand organisieren lässt. Eine Option wäre, den Leerstand in Randlagen zu konzentrieren, um auf diese Weise Freiflächen zu schaffen. Im Einzelfall könnte dann über eine eventuelle Renaturierung oder die Schaffung von Bauflächen entschieden werden. Grundlage für diese Überlegungen ist wiederum ein Datenblatt, das im Rahmen des Konzeptes für jede einzelne Anlage erstellt wurde. Die Betrachtung beispielsweise des aktuellen Leestands, der Hochwassergefährdungslage, des Einflusses von Umgebungslärm oder die Grünfunktion der Anlage im städtischen Kontext fließt in eine Bewertungsmatrix ein. Kleingärtenanlagen werden dann als „erhaltenswert“, „zu beobachten“ oder „zu prüfen“ eingestuft. Es wird also unterschieden, ob es sich um eine zukunftssichere Anlage handelt, eine Umstrukturierung denkbar wäre oder eine Umnutzung, auch teilweise, eine Lösung sein könnte. Diese Matrix wird jährlich aktualisiert. In der Folge wird abgestimmt, wie der Territorialverband mit dem Leerstand in jeder einzelnen Anlage umgeht.

Das Kleingartenkonzept ist ein wichtiges Steuerungsinstrument für die Stadt Bautzen, versetzt aber auch den TTV in die Lage, mögliche Fördermittel für eigene Anliegen zu akquirieren. Auch vor dem Hintergrund des 100-jahrigen Jubiläums des TTV in diesem Jahr ist dies ein großer Erfolg. 

Neben dem Kleingartenkonzept erarbeitet die Stadt unter anderem bis April 2019 ein Brachenkonzept. Beide Ergebnisse sind im Zusammenhang mit dem Wohnkonzept zu sehen, das sich derzeit in Arbeit befindet und den Stadträten ebenfalls noch in diesem Jahr vorgelegt wird. Alle Konzepte werden im INSEK (Integriertes Stadtentwicklungskonzept) zusammengeführt und sollen Grundlage für die strategische Ausrichtung der Stadtentwicklung sein. Die Gesamtheit der Überlegungen soll dazu beitragen, Antworten auf Fragen nach Potentialen zu finden. Was kann die Stadt jungen Familien anbieten? Wie erhöhen wir die Attraktivität für die vielen Einpendler, die aus ihrem Arbeitsort perspektivisch auch ihren Wohnort machen wollen? Das Kleingartenkonzept ist dabei einer von vielen Schritten auf dem Weg zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept.

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