Bautzen will mehr sorbische Sprache sichtbar machen

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Im Zusammenhang mit touristischen Erhebungen wird immer wieder gern gefragt, welche Themen man denn mit Bautzen verbinden würde? Senf und die Sorben werden dann immer gern benannt. Doch während der Brotaufstrich aus Kleinwelka zunehmend die Regale der gesamtdeutschen Supermärkte erobert, machen sich Zeugen sorbischer Kultur zunehmend rar im Stadtbild. Sie reduzieren sich inzwischen auf sorbische Einrichtungen und zweisprachige Straßenschilder. „Das ist aus mehreren Gründen sehr bedauerlich“, schätzt Bautzens Oberbürgermeister Karsten Vogt ein. Gemeinsam mit dem Arbeitskreis für sorbische Angelegenheiten, in dem sich seit vielen Jahren Ehrenamtliche und Stadträte für sorbische Fragen engagieren, konnte er nun einen neuen Ansatz präsentieren. Mit einem Konzept zur „Sichtbarmachung der Sorbischen Sprache im öffentlichen Raum“ sollen Anreize für Gastronomen, Händler und öffentliche Einrichtungen geschaffen werden, das Sorbische als Alleinstellungsmerkmal der Stadt Bautzen mehr zu würdigen. „Sorbische Sprache soll wieder im täglichen Straßenbild, auf Speisekarten oder digitalen Angeboten erlebbar werden“, so Vogt. Darum hat die Stadt Fördergelder akquiriert und eigene Mittel zur Verfügung gestellt, um den Akteuren finanzielle Aufwendungen zu erstatten.

Erarbeitet und abgestimmt hat das Konzept maßgeblich André Wucht, der als Referent des Oberbürgermeisters auch als Schnittstelle zum Sorbischen Arbeitskreis fungiert: „Sprache ist ein wesentlicher Teil kultureller Identität. Die geht den Sorben an manchen Stellen verloren und das dürfen wir nicht zulassen“. Auch mit Blick auf die Wahrnehmung durch Touristen ist Wucht guter Hoffnung, dass viele Unternehmer dies ähnlich sehen und den städtischen Vorstoß unterstützen. Zumindest ihre finanziellen Aufwendungen für Übersetzer oder Werbefirmen sollen die Akteure von der Stadt erstattet bekommen. Dabei ist es völlig egal, ob Geschäftstitel, Slogans, Öffnungszeiten, Wegweisungen, Auslagen, Speisekarten oder Flyer übersetzt werden. „Wichtig ist, dass die sorbische Sprache dauerhaft erlebbar wird“, so André Wucht.

Das Antragsprozedere ist relativ unkompliziert. Ein formloser schriftlicher Antrag beim Referenten oder unter sorbisch(at)bautzen.de mit einer Kurzbeschreibung von Art und Ziel der Maßnahme reicht zunächst aus. Dann werden Mitglieder des Arbeitskreises die Maßnahme bewerten und gegen Vorlage originaler Belege eine entsprechende Förderung in die Wege leiten. Formal beschließt der Finanzausschuss. André Wucht: „Es gibt keinen Stichtag für die Anmeldung. Anträge werden je nach Bedarf bewertet und wenn das Jahresbudget von derzeit 6.500 Euro überschritten sein sollte, erfolgt der Ausgleich im Folgejahr“. Teilnehmer sollen zudem noch einen weiteren Mehrwert für sich generieren: „Wir haben gemeinsam mit dem Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur eine Plakette entwickelt, die der Arbeitskreis gern öffentlichkeitswirksam an die Teilnehmer überreicht“. Diese Plakette kann am Geschäft angebracht oder als Datei genutzt werden. Zusätzlich richtet die Stadt auf der Website www.bautzen.de eine eigene Rubrik ein, in der die erfolgreichen Teilnehmer benannt und verlinkt werden.

Das Konzept wurde in der Sitzung des Stadtrates am 25. Oktober 2023 einstimmig beschlossen. Bürgermeister Dr. Robert Böhmer und Benjamin Wirth, Sprecher des Arbeitskreises für sorbische Angelegenheiten, unterzeichneten es in gemeinsamer Sitzung am 26. Oktober. Nun sind die Unternehmer gefragt, sich zur sorbischen Kultur und zu Bautzens Alleinstellungsmerkmal zu bekennen.

Foto: vordere Reihe v.l.n.r. Jonas Löschau (Grüne), Andrea Kubank (Die.Linke), Benjamin Wirth (Sprecher des sorbischen Arbeitskreises), Dr. Robert Böhmer (Bürgermeister für Finanzen, Ordnung, Bildung und Soziales) Hintere Reihe v.l.n.r. Heinrich Schleppers (CDU), Diana Karbe (Beauftragte für sorbische Angelegenheiten Stadt Hoyerswerda), Martin Balzer (sachkundiger Bürger), André Wucht (Referent des Oberbürgermeisters und des Bürgermeisters für Finanzen, Ordnung, Bildung und Soziales), Paul Neumann (AfD)

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